Konzept „Schulhund“

Das nachfolgende Konzept „Schulhund“ wurde am 29.11.2017 wie vorgelegt von der Gesamtkonferenz und dem Schulvorstand beschlossen. Der Beginn des Schulhundeinsatzes wurde auf Mittwoch, 06.12.2017 datiert.

 

  1. Einführung

Der Hund ist das älteste Haustier des Menschen. Schon vor bis zu 14000 Jahren haben Menschen junge Wölfe als Haustiere domestiziert und auf die Bedürfnisse des Menschen ausgerichtet. Haustiere sind in der Lage, durch ihre Anwesenheit und unvoreingenommene Zuwendung dem Menschen gegenüber dessen Wohlbefinden zu steigern.

Die großen gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren, der zunehmende Wandel der familiären Strukturen und die wachsende Medienvielfalt beeinflussen unsere Schüler/innen stark. Die Schule wird zunehmend zum Sozialisierungsort für die Kinder. Auch die Erziehungsaufgaben der Schule haben sich in den letzten Jahren erhöht, so dass die Schule nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung ist, sondern einen immer größeren Beitrag zur Entwicklung sozialer Kompetenzen leistet. Schule musste und muss sich verändern, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

 

  1. Chancen und Grenzen beim Einsatz eines Schulhundes

Die hundgestützte Pädagogik ist nach ihrer Definition der „systematische Einsatz von ausgebildeten Hunden in der Schule zur Verbesserung der Lernatmosphäre und individueller Leistungsfähigkeit sowie des Sozialverhaltens der Schüler…Als Co-Pädagoge unterstützt der Hund dabei den Lehrer/Erzieher bei dessen Erziehungs- und Bildungsauftrag. Der Umfang und die Inhalte des hundgestützten Unterrichts variieren dabei von der reinen Anwesenheit des Hundes in der Schule bis hin zur aktiven Teilnahme des Vierbeiners als Vorbild und Lernkamerad im Unterricht.“

Der Einsatz eines Schulhundes nach dem Konzept der „Hundgestützten Pädagogik“ wurde in den letzten Jahren von Erziehungswissenschaftlern untersucht und praktisch erprobt. Diese Forschungen zeigen, dass allein durch die Gegenwart eines Schulhundes die Lernatmosphäre im Schulalltag positiv beeinflusst werden kann, so dass körperliche und verbale Aggressionen deutlich zurückgehen. Durch das Lernen mit Hunden wird die emotionale und soziale Intelligenz gefördert. Gerade Kinder schätzen häufig Hunde als Zuhörer, Tröster, Mutmacher und Stimmungsaufheller. Sie lieben es, mit ihnen zu spielen und zu kuscheln. Ein Schulhund kann somit helfen, die wichtigsten Voraussetzungen für soziales und kognitives Lernen herzustellen, den Lernprozess der Kinder zu unterstützen und Einfluss auf gesundheitliche Faktoren zu nehmen (z.B. Blutdruck, Stresshormone…). Die Schüler erfahren im Rahmen tiergestützter Pädagogik eine ganzheitliche Entwicklung.

Welche Entwicklungsbereiche der Hund unterstützt, wird im Folgenden näher erläutert:

 

Förderung des Selbstwertgefühls

      vorbehaltlose Akzeptanz, unabhängig von jeglicher menschlicher Bewertung

      Vermittlung von Zuneigung, Sicherheit, Geborgenheit und Wärme

 

Förderung des Verantwortungsbewusstseins

 

      erfüllen täglicher Rituale (versorgen, kontrollieren, dass nicht herumliegt, spielen,…)

 

Förderung der Kommunikation

 

      Erlernen und Erkennen von Gestik und Mimik

      eindeutige und klare Kommandos erteilen

      Kommunizieren ohne Lautsprache

      uneingeschränktes Anvertrauen von Erlebnissen und Gefühlen

      regt zur Kommunikation an

      hört geduldig zu

Förderung der sozialen Beziehungsfähigkeit

      Entwicklung von Empathiefähigkeit

      Rücksichtnahme und Respekt

      erleichtert Kontaktaufnahme zu anderen Menschen

      im Kontakt mit einem Hund erlernen Kinder Einfühlungsvermögen und Toleranzfähigkeit gegenüber Andersartigkeit und Individualität

      reagieren auf die Stimmung des Menschen und spiegeln seinen emotionalen Zustand wider

      Regeln werden akzeptiert und eingehalten

      ablehnendes Verhalten seitens des Hundes wird bereitwillig akzeptiert

 

Förderung der Motorik und Wahrnehmung

      ermutigt zu konstanter Bewegung und Aktivität

      löst Muskelverspannungen

      Förderung der taktilen Wahrnehmung durch das Streicheln und Anfassen

      Förderung visueller, auditiver und olfaktorischer Wahrnehmung

 

Förderung der Lebensfreude

      Beobachten und Interpretieren tierischen Verhaltens

      setzt Endorphine im Körper frei

      Sorgen und Kummer rücken in den Hintergrund

      Interaktion wird als lustvoll empfunden

 

Der Einsatz des Hundes fördert die Fremd- und Selbstwahrnehmung der Schüler/innen. Das Selbstwert-gefühl kann gesteigert werden, da der Hund nicht beurteilt, sondern vorbehaltlos auf Kinder zugeht. Er spiegelt seinen Gegenüber sehr schnell das eigene Verhalten wieder. Wenn sie dem Hund einen Befehl geben wollen lernen die Schüler/innen sich auf das Tier einzulassen, sich zu konzentrieren, ihren Willen deutlich zu machen, seine Reaktion genau zu beobachten, sich selbst zu korrigieren und zu belohnen. Durch spezielle Übungen entwickelt sich im Schüler das antizipatorische Denken, z.B. wenn es in Kooperation mit dem Hund verschiedene Raumpositionen einnimmt. Vor allem aber wird den Schüler/innen das Erlebnis vermittelt, akzeptiert und wichtig zu sein. Ebenso kann das Bedürfnis nach Körperkontakt und sozialer Nähe durch die Anwesenheit des Hundes aufgefangen und gestützt werden, indem der Hund z.B. die Möglichkeit des Anfassens bietet. Viele Kinder freuen sich besonders an Tagen, an denen der Hund anwesend ist, auf die Schule und berichten an solchen Tagen vom Schulalltag, auch wenn sie sonst nicht gerne darüber sprechen. Der Hund bietet viel Gesprächsstoff und wirkt sich so positiv auf das Kommunikationsverhalten der Kinder aus. Durch Anfassen und Beschäftigung mit dem Hund können Kinder nochmals eigene Körpererfahrungen sammeln, lernen auch ihre Grenzen kennen und werden sich bewusst, dass ein Hund als Tier doch andere Dinge beherrscht, als ein Mensch. Eventuell vorhandene Ängste können abgebaut werden. Auch wird durch den Einsatz des Hundes neben dem richtigen Umgang mit einem Hund das Verantwortungsbewusstsein geschult. Der Hund braucht genau wir die Kinder etwas zu Trinken und es muss darauf geachtet werden, dass nichts herumliegt, das der Hund fressen könnte. Dies geschieht über Dienste. Es gibt aber auch Grenzen, die zu beachten sind. Ein Hund kann nicht in gleicher Weise auf jedes Kind wirken. Er darf nicht als Allheilmittel verstanden werden. Nicht jedes Kind lässt sich auf einen Hund ein, manche Kinder mögen Hunde nicht, oder nicht so gerne. Daher ist es wichtig, die Begegnung mit dem Hund als Angebot an das Kind zu verstehen. Das Kind entscheidet selbst über den Nutzen eben dieses. Auch ist darauf zu achten, dass der Hund nicht als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen dient.

 

  1. Voraussetzungen für den Einsatz eines Schulhundes

3.1  Formalien

Der Schulleiter Herr Kraft, das Kollegium und alle weiteren Mitarbeiter/innen der Schule sowie der Schulelternrat, die Gesamtkonferenz, der Schulvorstand und auch der Kindergarten werden über den Einsatz des Schulhundes informiert. Die Elternschaft der Klassen, in der der Schulhund hauptsächlich eingesetzt ist, wird ebenfalls informiert, sie bekommen ein Informationsschreiben und bestätigen schriftlich mit ihrer Unterschrift, dass sie mit dem Einsatz einverstanden sind. Außerdem bekommen die Eltern aller Schüler/innen ein Informationsschreiben über den Einsatz des Schulhundes. (s. Anhang)

Die Regeln im Umgang mit dem Schulhund werden stets mit den verschiedenen Lerngruppen, die intensiven Kontakt zu dem Tier haben, erarbeitet. Durch Veröffentlichung in der Pausenhalle werden sie der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Ein Bild und Infotext (siehe Anhang) an der Eingangstür in die Schule informiert alle Besucher über den Einsatz des Schulhundes.

In der Verwaltung der Schule befindet sich der Impfausweis und eine Kopie des Versicherungsnachweises des Hundes, ein Bestätigungsschreiben über die Information an die Gemeindeunfallversicherung sowie Kopien über die Ausbildung des Schulhundeteams. Ansprechpartner bei Fragen sind Herr Kraft und Frau Ballschmiede.

3.2  Hygieneplan

Für die Einsätze von Miley im Unterricht und in der Grundschule gilt der folgende Hygieneplan:

      Sie hat keinen Zugang zur Schulküche und den Sanitäranlagen der Schüler.

      Während der Zubereitung und dem Verzehr von Lebensmitteln im Klassenraum bleibt Miley an ihrem festgelegten Ruheplatz.

      In den Räumen, in denen Miley eingesetzt wird, ist eine Gelegenheit zum Händewaschen vorhanden (fließendes Wasser, Seife, Handtücher, Händedesinfektionsmittel).

      Nach dem Kontakt mit Miley sind die Hände gründlich zu waschen.

      Desinfektionsmittel und geeignetes Material zur Entfernung von Ausscheidungen sind vorhanden.

      Zubehör wie Wassernapf, Futterbeutel, Spielzeug und Übungsmaterial werden in einer Kunststoffkiste mit Deckel aufbewahrt und regelmäßig gereinigt. Die Hundedecken und Kissen werden in den Ferienzeiten gewaschen oder bei Bedarf auch zwischendurch.

      Einhalten der Tierschutzbestimmungen bezüglich artgerechter Haltung.

      Nachweis des vollständigen Impfschutzes beim Hund sowie regelmäßiger Entwurmung und Parasitenbekämpfung.

      Vermeidung des Kontaktes zwischen Hund und Mensch bei schweren Störungen des Immunsystems, sowie Erkrankungen, die den Hundekontakt nicht angeraten erscheinen lassen.

      Schüler/innen mit bekannten Allergien werden besonders beobachtet und unter Umständen vom Hund ferngehalten. Erfahrungswerte aus den Schulen mit langjähriger Praxis mit Schulhunden ergaben, dass es bisher in keinem Fall zu bedrohlichen allergischen Reaktionen kam und sich im Gegenteil erwies, dass selbst dort, wo eine bekannte Tierhaarallergie vorlag, bei der Einhaltung der Regeln, keine allergischen Reaktionen festgestellt werden konnten.

3.3 Mensch-Hund-Team

Hundgestützte Pädagogik wird von einer Fachkraft mit einer pädagogischen bzw. heil-/sonder-/sozial-pädagogischen Ausbildung und entsprechendem Fachwissen über Hunde durchgeführt. Der Hund muss eine gute Bindung zu seinem Menschen aufweisen, was durch den Abschluss einer entsprechenden Mensch-Hund-Team Ausbildung nachgewiesen werden muss.

Folgende charakterliche Eigenschaften sind für den Hund wichtig:

      Gelassenheit

      freut sich über jeden

      zutraulich

      verzeiht schnell und immer wieder

      erschreckt sich nicht schnell

      hält schrille Schreie und Lärm aus

      erschreckt nicht bei ungeschickten Bewegungen

      nicht zu schmerzempfindlich

      arbeitet gerne

      gut motivierbar über Futter oder Spieltrieb

Der Mensch muss die Anzeichen von Überforderung sofort erkennen und für genügend Ruhepausen und Rückzugsmöglichkeiten sorgen. Für die Schüler/innen gibt es eindeutige Regeln im Umgang mit dem Hund, auf dessen Einhaltung unbedingt geachtet werden muss. Um den Stress für den Hund gering zu halten, geht er nur gemeinsam mit seiner Halterin in den Unterricht und hält sich vorrangig in „seiner“ Klasse auf.

 

 

  1. Unser Schulhund

Schulhund Miley ist eine Border-Collie-Mix-Hündin, im Mai 2011 geboren. Sie lebt seit ihrer 7ten Lebenswoche bei Frau Ballschmiede in der Familie. In den ersten Jahren gehörte dem Rudel noch ihre Mutter Laika an. Seit August 2016 lebt noch eine Sheltihündin und seit Juni 2017 ein Bernersennen-Bärenhund-Mix mit im Rudel. Dazu kommen noch einige Katzen, sowie Gänse, Enten und Hühner im Garten. 

Durch den Besuch einer Welpen- und später einer Junghundgruppe erlebte Miley eine sehr gute Sozialisierung und einen sehr guten Grundgehorsam. Sie ist zutraulich und begrüßt jeden mit Freude schwanzwedelnd und laut bellend. Sie will gebührend begrüßt und gekrault werden. Miley hat ein ruhiges, ausgeglichenes und verträgliches Wesen. Sie ist geräuschunempfindlich gegen Schullärm und erträgt einen hohen Stresspegel ohne aggressiv zu werden.

Frau Ballschmiede hat sich Anfang 2016 mit der Idee des Schulhundeeinsatzes auseinandergesetzt. Im Februar 2016 startete sie die Ausbildung zum Pädagogik-/Therapiebegleithundeteam beim Münsteraner Institut für therapeutische Fortbildung und tiergeschützte Therapie (mittt), Mitglied im Berufs-verband Therapiebegleithunde Deutschland e.V. (TBDe.V.), mit dem ersten Theorieblock. Im März folgte der zweite Theorieblock und im April startete dann für Miley der erste Praxisblock, fünf Wochen später der zweite Praxisblock. Die Finanzierung dieser Ausbildung hat Frau Ballschmiede selbst getragen.

Diese Ausbildung haben die beiden Ende Januar 2017 mit einer Prüfung abgeschlossen. Alle zwei Jahre findet nun eine Wesensüberprüfung von Miley beim TBD statt, um sicher zu stellen, dass Miley sich auch weiterhin für den Einsatz in der Schule eignet.

 

  1. Miley und ihr Einsatz in der Schule

Miley bildet mit Frau Ballschmiede zusammen das Hundeteam. Sie wird Frau Ballschmiede in ihren Unterricht begleiten und die Schüler/innen bei ihrer Arbeit unterstützen. Schüler/innen, die Frau Ballschmiede nicht im Unterricht haben erleben Miley außerhalb der Unterrichtszeiten in den Pausen im Gebäude oder auf dem Schulhof.

Frau Ballschmiede ist dafür verantwortlich auf Mileys Wohlbefinden zu achten und notwendige Ruhephasen einzurichten.

Alleine nur durch ihre Anwesenheit werden schon viele Entwicklungsbereiche, die unter Punkt 2 aufgeführt sind, unterstützt. Nach und nach wird Miley auch ganz gezielt in Phasen mit eingesetzt. So kann sie z.B. eine Gruppenbildung erwürfeln, Aufgaben zuweisen oder Schüler/innen in ihrer Grobmotorik und Koordination trainieren.

Die Einsatzmöglichkeiten von Miley sind vielfältig. Freuen wir uns drauf.